ich habe angst, zu enden als erscheinung, die mal kommt und wieder geht.
ohne eine spur zu hinterlassen.
keine träume, keine wunde, keine träne.
nichts.
ich missbrauche dich für meine zwecke.
male dir mit neon-farben ein bild von mir, das du glauben musst.
nur, damit etwas bleibt auf dieser welt, wenn ich gehe,
in dir.
nur, um mir sicher zu sein, dass es wenigstens einen gibt, der an meinem grab weint.
damit auch nur einer die konturen meines gesichts nachzeichen kann,
wenn auch nur schemenhaft, idealisiert,
verklärt.
erinnerungen sind nicht die abbilder des vergangenen.
sie sind gebilde, geformt aus unseren gefühlen, die wir so lange vor unserem geistigen auge wiederholen,
bis wir sie selbst für real halten
und keine andere vergangenheit mehr zu kennen glauben, als die eigene skizze.
eine verherrlichung der klippen, abgründe und sonnenstrahlen,
von denen wir glauben, ihnen einst begegnet zu sein.
so lange, bis neue bilder entstehen, die die alten überdecken und verfälschen.
bis am ende ein einziges grau aus gegensätzen uns vernebelt und unseren geist in die leere treibt.
© Jenny Hoffmann, 2012
auch du bist nur ein sklave deines eigenen ichs
auch du kannst dich nicht gegen das menschsein wehren
auch du hörst nur die stimmen, die laut genug nach dir rufen
auch du sagst große worte, nur um anderen zu gefallen
auch du fühlst nur tief, wenn du schmerzen hast
auch du kannst glück nicht von routine unterscheiden
auch du liebst nur das, was unerreichbar ist
auch du hörst auf zu kämpfen, wenn du am ziel bist
© Jenny Hoffmann, 2012
auch ich fühle mich stark, wenn die welt mir zu füßen liegt
aber auch ich zweifle an mir selbst, wenn mich keiner bestärkt
auch ich will großes fühlen und tun
aber auch ich lebe nur von einem tag auf den nächsten
auch ich würde dir die sterne vom himmel holen
aber auch ich bin blind in der dunklen nacht
auch ich will dein herz zum schlagen bringen
aber auch ich fühle kaum ein beben in der brust
© Jenny Hoffmann, 2012